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Wahrheit oder abwertende Polemik?

Warum Judgementalism schlecht ist

Eine Klientin fragte mich einst: Was ist falsch daran "judgemental" zu sein? Es geht doch um die Wahrheit und was wahr und richtig ist, kann doch nicht falsch sein. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich ihr plausibel machen könnte, dass das in einer Beziehung nicht so eine gute Idee ist.

Bei dieser Art von "Wahrheit" geht es keinesfalls um neutrale Tatsachen. Wenn man eine Haltung als "judgemental" oder "judgy" bezeichnet, ist damit eine kritische abwertende Haltung gemeint, in Kombination mit mehr oder weniger erhobenem Zeigefinger. Es kann sich dabei um eine Kritik handeln, die als "gutgemeinte Hilfe" verpackt ist (besonders perfide, weil schwerer zu erkennen) oder um plakativ moralisierende Polemik. Eigentlich wird ja aus der Definition des Begriffs schon klar, das dies keine positive Eigenschaft ist.

Das Intererssante an der Begebenheit ist, dass obwohl das Wort schon eine klar negative Bedeutung hat, die Sprecherin es als etwas Positives verkaufen wollte, als neutrale Wahrheit. Die subjektive, emotionale Ebene, die eigene Bewertung, wird auf eine vermeintlich allgemeingültige sachliche Ebene erhoben. Dies ist genau der Mechanismus, mit dem "Judgementalisten" operieren.

1. Judgementalism vergiftet die Beziehung

Der moralisierende Fingerzeiger erhöht sich selbst und macht einen anderen klein ohne Notwendigkeit und es wird auch kein Problem damit gelöst, sondern eher eines geschaffen. Denn, was moralisierende Polemik möchte: Dass derjenige sich besser und überlegen fühlt und sich selbst bestätigt, moralisch das unfehlbar Richtige zu tun. Der Adressat fühlt sich schlecht, im schlimmsten Fall handelt es sich dabei um ein Kind, dessen Selbstwertgefühl ein Leben lang davon geprägt wird. Im zweitschlimmsten Fall ist dieses Kind nun ein Erwachsener, der sich in einer toxischen Beziehung zum Judgementalist befindet, dessen Beziehungsskript im Negativen weitergeführt wird, wie es begonnen wurde.

Der bekannte Wiener Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli hat den Begriff Moralischer Narrzissmus kreiert, was er beschreibt, passt sehr gut auf den "Judgementalist": Die eigenen Werte werden als die richtigen und wahren erklärt, ein Kniff um den anderen abzuwerten und sich selbst zu erhöhen.

2. Es ist schlecht für das eigene Selbstbild

 Wer streng über andere urteilt geht auch streng mit sich selbst ins Gericht und das wiederum führt zu einem rigiden Denk- und Gefühlskorsett, es macht Angst und anfällig für Depressionen. Wenn du dem strengen Regime nicht genügen kannst, fühlst du dich schlecht und wertlos. Du bist nie gut genug, egal was du tust. Judgementalism ist die Schwester des Perfektionismus. Perfektionismus ist eigentlich auch keine so gute Eigenschaft, denn es bedeutet, einen (fast) unmöglichen Zustand anzustreben, und zwar in fast allen Lebensbereichen. Dadurch begibt man sich in einen permanenten Zustand der Überforderung. Noch dazu ist der perfekte Zustand nicht wirklich an eigenen authentischen Bedürfnissen ausgerichtet sondern orientiert sich an vermeintlichen (oder tatsächlichen von anderen Judgementals) Ansprüchen der Außenwelt, mit der man sich ständig vergleicht. Perfektionisten urteilen oft nicht nur über sich selbst sondern auch über andere, und umgekehrt sind die moralisierenden Fingerzeiger meist auch Perfektionisten. Was beide gemeinsam haben: Schlechtes Selbstwertgefühl.

Gegenmaßnahme: Gehe freundlich mit dir und anderen um!

3. Judgementalism ist ein Energiefresser

Im günstigsten Fall gelingt es, angepasst an den engen Rahmen zu leben, den man sich gesteckt hat, bzw. den vermeintlich die anderen für einen gesteckt haben. Es muss jedoch sehr viel Energie aufgewendet werden, das "Unmoralische" zu vermeiden, und es bleibt weniger Energie und Aufmerksamkeit zur Verwirklichung positiver Ziele.

4. Judgementalism ist schlecht für die Gehirngesundheit

Judgementalism rationalisiert vorhandene negative Gefühle wie Angst und Wut. Der Ursprung dieser negativen Gefühle liegt meist weit in der Vergangenheit. Durch die kritischen Gedanken werden die negativen Gefühle "begründet" und aufrechterhalten.

Negative Emotionen werden in der rechten Hirnhälfte repräsentiert. Die neuronalen Strukturen vernetzen sich in diesem Bereich immer dichter, die neuronalen Schaltkreise werden immer erregungsbereiter. Es entsteht ein Ungleichgewicht im Gehirn, eine physische Struktur wächst, der Satz "So bin ich halt" gewinnt eine neue Bedeutung. Negative Gefühle werden zum vorherrschenden Lebensgefühl. Mit anderen Worten: Es entsteht eine Depression.

Gegenmaßnahme: Das Gehirn wieder umtrainieren, um die Dysbalancen auszugleichen.

 

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