Toxische Beziehung
Enge Bindung - ganz schlechte Beziehung
Das ist das Markenzeichen einer toxischen Beziehung. Du lebst in einer Beziehung, in der es dir ziemlich schlecht geht, aber du hängst fest. Und es ist nicht einfach nur eine Krise oder eine Phase - die Down -Zyklen hören einfach nicht auf. Du denkst es ist Liebe, - aber im Grunde ist es nur das Versprechen einer Liebe, die nie eingelöst wird.
Faktor Bindungsangst und Co-Abhängigkeit
Eine toxische Beziehung ergibt sich meist aus der Kombination zweier Partner mit unsicherem Bindungsstil. Die Dynamik zwischen Bindungsangst des einen und Verlustangst des anderen treiben die PartnerInnen immer tiefer in ihre jeweiligen ungesunden Muster.
Tür und Tor sind geöffnet für Manipulation, Regeln werden ständig gebrochen. Wir empfinden Liebeskummer, obwohl wir in der Beziehung sind, können nicht essen und nicht schlafen, weil wir permanent grübeln und leiden.
Sucht nicht mit Liebe verwechseln
Heftige Streits wechseln sich ab mit glückerfüllten Momenten, das macht unsere Dopaminrezeptoren scharf. Die heißen Phasen erleben wir als um so erlösender und glückseliger, gerade weil sie sich mit kalten Phasen abwechseln.
Das Hormon Dopamin ist zuständig für Motivation, für "haben wollen," ohne Dopamin würden wir nicht hinaus wollen in die Welt, hätten keinen Drang unsere Umwelt zu erkunden. Um etwas "haben zu wolllen," muss das Objekt der Begierde erstens attraktiv sein und zweitens wir haben es noch nicht, aber es gibt eine Chance es zu bekommen, es winkt in verführerischer Nähe, wir könnten es erreichen, wir hatten es ja schon, wir wissen, wie es sich anfühlt. Der abrupte Wechsel zwischen vollkommenem Glück und Abgrund der Verzweiflung löst genau dies aus: Befriedigung meiner Bindungssehnsucht für einen Moment, dann Abbruch, Gefühl der Trauer und Leere, "Craving." Craving bedeutet Suchtdruck, extrem starkes Verlangen: Dieser Begriff steht nicht zufällig hier, denn der biochemische Mechanismus der toxischen Liebe gleicht dem der Drogensucht. Du bist abhängig.
Deshalb fällt auch die Trennung so schwer, sie macht erstmal alles nur noch schlimmer, wir sind besessen von der Illusion, wenn nur dieses eine Problem, dieses eine Missverständnis ausgeräumt werden könnte, würden alle unsere Sehnsüchte erfüllt, denn wir sind überzeugt, dass dies der/die PartnerIn unserer Träume ist, unsere SeelengefährtIn ...
Abhängigkeit besteht auf beiden Seiten, keiner kann vom anderen lassen. Änlich wie bei anderen Süchten finden sich immer Erklärungen und Ausreden, warum ein Ausstieg nicht wünschenswert sei.
Nur wer erkennt, dass es der Dopaminkick ist, der süchtig macht, dass ich in einer Liebessucht gefangen bin, kann die Entscheidung treffen: Ich höre auf.
Liebessucht und Toxische Beziehungen erkennen
Nicht jede unglückliche Beziehung ist eine "toxische Beziehung". Außerdem erfüllt nicht jede toxische Beziehungen alle Kriterien. Jeder einzelne Punkt hat jedoch toxisches Potenzial und ich empfehle, daran zu arbeiten.
- Schmerz: Liebe tut nicht weh. Wenn es weh tut, ist es keine Liebe.
- Lovebombing: Überschüttung mit Liebe. Fühlt sich vielleicht ganz schön an, wird nur leider als Strategie benutzt, um den anderen - bewusst oder unbewusst - einzuwickeln und entspricht dann nicht unbedingt den tatsächlichen Gefühlen.
- Distanz: Die kalte Schulter zeigen oder auf Distanz halten, gerne im Wechsel mit Lovebombing: Du wirst versetzt oder Verabredungen werden immer wieder abgesagt. Keine emotionale oder körperliche Zuwendung.
- Fast Forwarding: Die Beziehung wird sehr schnell sehr eng.
- Future Faking: Es wird Hoffnung auf eine Zukunft gemacht, die niemals kommt. Es werden leere Versprechungen gemacht. Die notwendigen Schritte dafür werden einfach nicht unternommen.
- Gaslighting: Verdrehung der Tatsachen, so dass du deiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr traust, dir nicht mehr sicher bist, ob du dir das vielleicht alles nur einbildest.
- Schlechte Energie-Bilanz: Wenn du genau hinschaust, genießt du nicht dieselbe Priorität im Leben des Partners, wie umgekehrt. Du investierst mehr, läufst dem anderen nach, verzeihst und entschuldigst gedankenloses oder egoistisches Verhalten immer wieder. Du willst den anderen retten oder die Beziehung retten. Du wirfst immer mehr Energie und Engagement in eine schlechte Beziehung. Wenn es dich viel Energie kostet, die Beziehung zu führen, könnte sie toxisch sein.
- Kritisieren: Unangemessene oder häufige Kritik, übergriffiges abwertendes Verhalten.
- Schuldumkehr: Du glaubst nun, du bist selbst schuld an dem schlechten Verhalten des Partners. Die Schuldumkehr ist tückisch, weil sie dir die Illusion gibt, du hättest Kontrolle und könntest durch dein Verhalten die Situation zum Besseren wenden.
- Drama: Permanentes Drama? Drama macht süchtig! Als regelmäßiger Bestandteil in einer Beziehung kann man davon ausgehen, dass es eine Dynamik ist, die nicht vom Schicksal abhängt sondern hausgemacht ist. Ein Muster, das unter Umständen aus frühen Kindheitstagen vertraut ist und unbewusst wiederholt wird.
Dazu kommt, dass es für Liebessucht mehr oder weniger anfälligere Personen gibt. Eng verzahnt mit der Suchtproblematik sind Bindungsthemen. Besonders verhängnisvoll ist die Kombination zweier PartnerInnen, die beide große Bindungsverletzungen aus der Kindheit mitbringen und mit ihren Copingstrategien dem anderen das Leben schwer machen. Der Partner mit der Verlustangst versäumt, notwendige Grenzen zu setzen, übernimmt in der Partnerschaft nicht nur den eigenen Teil der Verantwortung sondern auch noch den Teil des Partners. Übergeht Signale für mangelndes Committement oder lässt sich Übergriffe bieten. Zu groß ist die Angst vor Verlust. Der Partner mit der Bindungsangst hingegen kann keine Kompromisse eingehen, wenn es nicht ganz genau nach seinen Regeln läuft, ist er sofort auf Distanz, wenn nicht auf dem Absprung. Zu groß ist die Angst entweder vor Autonomieverlust oder davor sich einzulassen und sich etwas "zu vergeben."
Andere Begriffe
Toxische Beziehung, Liebessucht, Fantasy Bond, Trauma-Bond, Beziehung mit einem Narzissten
Über die Liebessucht wurde schon viel geschrieben und nachgedacht, und viele Begriffe wurden geprägt, die jeweil einen anderen Teilaspekt in den Vordergrund stellen. Toxische Beziehung ist nur ein Begriff, der die ungesunden Dynamiken beschreibt. Der Begriff Fantasy-Bond, die Beziehung bzw. der Partner wird auf ein Podest gestellt, für den es aber keine reale Basis gibt. Versprechen werden nicht eingehalten, Hoffnungen werden enttäuscht.
Was tun?
- Beobachten: Achte darauf, wie sich dein Partner tatsächlich verhält, lasse dich nicht von Worten blenden. Beobachte dich selbst. Konsequenzen statt Drama.
- Werde dir klar über deine Standards: Was erwarte ich von meinem Partner? Was sind meine Beziehungsziele? Passt es? Standards sollten besprochen werden und können auch verhandelt werden.
- Werde dir klar über deine Dealbreaker: Dealbreaker sind nicht verhandelbar. Es sind Dinge, die entweder nicht zu meinen wichtigen Beziehungszielen passen, oder gravierendes Übertretungen das Ende der Beziehung bedeuten würden.
- Abgrenzen: Nehme dich und deine Beobachtungen ernst und mache einen Plan. Achte auf dich. Übernehme Verantwortung für dich. Ziehe gesunde Grenzen.
- In letzter Konsequenz kann das Bedeuten: Beziehung beenden. Heilung ist nur möglich, wenn beide sich ihren Themen stellen, beide Verantwortung übernehmen. Es geht nicht darum, Schuld auf sich zu nehmen, schon gar nicht Schuld für Dinge, die ein anderer einem angetan hat. Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass man kein Opfer sein muss. (Und auch kein Täter.)
- Die Heilung kann sich oft nicht innerhalb der Beziehung vollziehen, da diese sich aus den falschen Quellen nährt und nur eine Pseudobasis hat.