Glückliche Ratten werden nicht abhängig
Ein Experiment hat gezeigt, dass Ratten, die artgerecht gehalten werden, also mit ausreichend Gefährten, Spielmöglichkeiten, Bewegung, Anregung, Verstecken, von dem angebotenen Heroin nicht süchtig werden. Eine einzeln gehaltene Käfigratte ...
hingegen konsumiert immer mehr des Suchtstoffes, bis sie schließlich an einer Überdosis stirbt.
Widrige Umstände, wie Isolation, Stress und Langeweile, spielen offenbar eine große Rolle bei der Suchtentstehung.
Etwas ähnliches passierte im Vietnamkrieg: 95 % der Soldaten, die im Krieg Heroin konsumierten, hörten, - entgegen allen Befürchtungen - nach ihrer Heimkehr wieder damit auf, und dies ohne Entzugskliniken oder Drogenprogramme.
Belastende Lebensereignisse spielen jedoch nicht nur in der Gegenwart eine Rolle, auch vergangene Traumata und eine schwere Kindheit wirken bis in die Gegenwart, besonders, wenn sie unsere Bindungsmuster geprägt haben: Ein ängstlicher oder unsicher-vermeidender Bindungsstil verhindert vertrauensvolle Beziehungen, die wir so sehr benötigen für ein zufriedenes und erfülltes Leben.
Sogar eine Beziehung, vermeintliche Quelle von Schutz und Sicherheit, kann süchtig machen und zerstörerisch wirken, hier spreche ich von einer toxischen Beziehung oder Liebessucht, mehr dazu siehe hier in meinem Blogartikel.
Sucht ist eine ungesund starke Bindung an etwas, das zudem oft auch noch gesundheitsschädliche Auswirkungen auf unseren Organismus hat. Denn: Nicht nur stoffliche Dinge eignen sich zur Suchterzeugung. Alles, was zu einem plötzlichen starken Dopaminanstieg im Gehirn führt und damit geeignet ist, sich aus einem Tief zu katapultieren, kann süchtig machen. Der Entzug stürzt wiederrum ins Tief, das dann umso mehr nach dem Hoch schreit und so entsteht ein Teufelskreis.
Wenn es genug Möglichkeiten gibt, sich mit Leuten zu verbinden, mit denen man gerne zusammen ist, auf eine freie und sinnstiftende Weise, wird die Sucht nicht mehr gebraucht. Gemeinschaft und Sinn hilft, den funktionellen und strukturellen Veränderungen, die im Gehirn durch die Sucht entstanden sind, entgegenzuwirken.
Dies sollte Anlass geben, unsere Ideen zur Behandlung Drogensüchtiger zu überdenken und uns Zeit zu reservieren zur Pflege und Aufbau unserer Beziehungen.
Connection versus Addiction.
Hilfreicher Input zu Sucht:
Der Podcast "Sucht und Süchtig"
Johann Hari, "Chasing the Scream", Bloomington, 2015